Die 2 Säulen des Immunsystems
Das Immunsystem des Menschen besteht aus einem angeborenen und einem erworbenen Teil. Beide zusammen schützen den Körper vor Krankheiten. Vor allem das erworbene Immunsystem spielt bei Impfungen eine entscheidende Rolle.
Täglich ist der Körper Millionen von Krankheitserregern ausgesetzt. Nur durch ein gut funktionierendes Immunsystem kann die Vielzahl an Viren, Bakterien und Pilzen abgewehrt und der Körper vor Krankheit geschützt werden. Dazu nutzt das Immunsystem 2 Komponenten: das angeborene (unspezifische) Immunsystem sowie das erworbene oder adaptive (spezifische) Immunsystem (Artikel: Die Antwort des Immunsystems auf SARS-CoV-2).1 Beide Teile arbeiten eng zusammen.
Vom angeborenen zum erworbenen Immunsystem
Das funktioniert so: Das angeborene Immunsystem reagiert auf alle Fremdkörper, die von außen in den Körper eindringen. Es spielt dabei keine Rolle, ob die Erreger bereits bekannt sind oder zum ersten Mal mit dem Körper in Kontakt treten. Nicht alle Eindringlinge sind Krankheitserreger. Einige von ihnen sind für den Menschen auch nützlich, etwa Mikroorganismen im Darm, die vom Immunsystem toleriert werden. Schädliche Eindringlinge dagegen werden von den Immunzellen an der Vermehrung gehindert und schließlich bekämpft.1
Als Reaktion auf einen Erreger bilden sich zudem bei jedem Kontakt Gedächtniszellen, die auch nach überstandener Infektion die Informationen über den Erreger für den Fall eines zukünftigen Kontakts abspeichern.1 Außerdem werden gegen die Krankheitserreger spezifische Antikörper gebildet, die einige Monate bis mehrere Jahre im Körper verbleiben (Artikel: So wehrt der Körper SARS-CoV-2 nach einer Impfung ab). So entsteht mit der Zeit das erworbene oder adaptive Immunsystem, das bei jedem durch Bakterien, Viren oder Pilze verursachten Infekt erweitert wird.
Schneller und effizienter gegen Erreger
Der Vorteil: Das erworbene Immunsystem kann spezifisch auf bereits bekannte Krankheitserreger reagieren. Es arbeitet dadurch schneller und effizienter als das angeborene Immunsystem (Video: Der Impfschutz). Denn wenn ein bereits bekannter Erreger in den Körper eindringt, erkennen die spezifisch darauf ausgerichteten Antikörper und Gedächtniszellen diesen sofort und machen ihn unschädlich.1
Impfungen erweitern das erworbene Immunsystem
Die COVID-19-mRNA-Impfstoffe bringen den Körper mit einem wichtigen Bestandteil des Erregers in Kontakt, dem sogenannten Spike-Protein (Artikel: Der Wirkort von mRNA-Impfstoffen).
Das Spike-Protein sitzt wie ein Stachel auf der Hülle von SARS-CoV-2. Es hilft dem Virus dabei, in die Körperzellen einzudringen, um sich dort zu vermehren. mRNA-Impfstoffe enthalten nicht das Spike-Protein selbst, sondern lediglich eine Bauplankopie für dieses Protein. Die Wirkung auf das Immunsystem ist jedoch dieselbe, da der Körper das Spike-Protein mithilfe der mRNA selbst produziert (Video: Die Aufgabe der mRNA bei Impfstoffen). Das erworbene Immunsystem identifiziert dieses Spike-Protein als körperfremd und entwickelt eine Immunantwort dagegen. Die Informationen über das Spike-Protein werden im Immungedächtnis gespeichert, und der Erreger ist dem Körper ab diesem Moment bekannt (Video: Die Immunisierung).
Sollte es später tatsächlich zu einem Kontakt mit SARS-CoV-2 und damit dessen Spike-Protein kommen, ist das erworbene Immunsystem darauf vorbereitet. Das Immungedächtnis erkennt den Eindringling sofort und die spezifischen Antikörper markieren ihn. So kann SARS-CoV-2 am Eindringen in die Körperzellen gehindert und abgewehrt werden.
Quellen
1 Murphy K, Weaver C. Janeway’s Immunobiology. 9. Auflage. Garland Science; 2017. ISBN: 978-0-8153-4505-3
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